MAG. TERESA SOLERTI
Klinische und Gesundheitpsychologin im Bezirk Imst
Paarberatung - Paartherapie
Krisen in Beziehungen bewältigen
Beziehungen können schön und harmonisch sein, aber eben auch herausfordernd und belastend. Hier geht es, wie sooft darum, beide Seiten der Medaille zu betrachten. Jede Beziehung ist wie ein sich ständig verändernder Prozess. In der einen Partnerschaft geht es schneller in der anderen langsamer.
Laut dem bekannten Paartherapeuten Roland Weberhat durchlaufen alle Paare folgende fünf Phasen der Liebe, wenn auch nicht alle bis zur letzten Phase durchhalten.
1. Phase: Erste Verliebtheit
Zu Beginn, während der ersten Verliebtheitsphase, ist bekanntlich alles schön, perfekt und "rosa". Man befindet sich in einer anderen Welt, hört und sieht nichts mehr als den perfekten Partner. Seiten, Charaktereigenschaften und Verhalten sind scheinbar genau richtig. Wir sind quasi blind vor Liebe und können das nächste Treffen kaum erwarten.
Die Verliebtheitsphase ist entscheidend für die spätere Stabilität der Liebesbeziehung. Hier wächst das Paar zusammen. Die Verliebtheitsphase ist nach etwa drei bis achtzehn Monaten vorbei. Damit oft auch die Beziehung. Leider steigen einige Menschen an diesem Punkt bereits aus, ohne jemals erfahren zu können, welche wahren Qualitäten diese Beziehung gehabt haben könnte.
2. Phase: Wenn das Verliebtheitsgefühl verschwindet
Verliebt zu sein ist sehr schön und wohltuend. Das Problem ist nur, wenn man von dieser rosaroten Wolke plötzlich in die graue Realität fällt. Möglicherweise merkt man dann, dass dieser Partner eben doch nicht so perfekt ist. Man erkennt immer mehr Unterschiede und ist irritiert, wie man sich so in der anderen Person täuschen konnte. Kritik zu äußern wird in dieser Zeit großzügig und gern ausgeübt.
In dieser Phase trennen sich viele Paare, was sehr schade ist. Ob man wirklich gut zusammen passt, weiß man erst nach drei bis vier Jahren. Eine Partnerschaft kann nur noch weiter bestehen, wenn sich beide Partner darüber bewusst sind und auch akzeptieren, dass es die Schmetterlinge im Bauch nie wieder geben wird. Das heißt nicht, dass es mit der Liebe vorbei ist. Im Gegenteil. Erst wenn die Verliebtheitsphase vorbei ist, beginnt die wahre Liebe.
Warum erst jetzt?
Weil wir anfangen unseren Partner so zu sehen, wie er wirklich ist, mitsamt allen Macken und Fehlern. Die Herausforderung liegt in dieser Phase ganz einfach darin, Kompromisse einzugehen und unseren Partner so zu akzeptieren, wie er ist.
Langfristig gesehen muss man sich mit diesen nicht so schönen Seiten der großen Liebe auseinandersetzen. Nur so hat ein langes, glückliches gemeinsames Leben eine Chance. Und gerade diese erste Zeit, von rosa nach grau, kann eine Herausforderung sein. Es entstehen häufig Krisen. Manche zerstören Beziehungen, andere stärken Sie.
3. Phase: Gegensätze werden bekämpft
Die dritte Phase ist nicht gerade besser als die zweite. Immer wieder wird überlegt, ob eine Trennung besser wäre. Sie ist geprägt von Macht-, Revier- und Konkurrenzkämpfen. Keiner von beiden will nachgeben und jeder will das letzte Wort haben. Waren wir zu Beginn sicher die große Liebe gefunden zu haben, so sind wir jetzt davon überzeugt den falschen Partner erwischt zu haben.
Am Ende dieser Phase erwartet die Partner etwas ganz elementar wichtiges für die zukünftige Beziehung. Sie haben gelernt einander zu akzeptieren wie sie sind. Mit allen Stärken und Schwächen, nervigen Macken und Fehlern.
Man sollte sich folgende Fragen stellen:
Wieviel ist mir das Weiterbestehen der Beziehung wert?
Bin ich bereit in das Aufrechterhalten zu investieren?
Sehe ich darin das Potenzial zu wachsen?
4. Phase: Das Ich, Du und Wir
In der vierten Phase der Beziehung weiß man genau, wie der andere tickt und kennt seine Eigenheiten. Machtkämpfe sind Vergangenheit. Man konzentriert sich wieder mehr auf die eigene Persönlichkeitsentwicklung und -entfaltung.
In dieser Beziehungsphase hat man sich als Paar im Blick. Genauso versucht man aber auch genug Raum für sich selbst zu finden, ohne das Miteinander aus den Augen zu verlieren. Es ist nicht immer leicht, dabei die richtige Balance zu finden. Es wird versucht ein Gleichgewicht zwischen dem „Ich“, „Du“ und „Wir“ zu finden. Es wächst das Interesse am Partner wieder. Man fördert die Eigenentwicklung des Partners und lernt - er ist eigenständig, gehört aber trotzdem zu mir.
5. Phase: Du bist mein Zuhause
Die letzte Phase der Liebe ist die Schönste, Tiefste und Vertrauteste. Wer es bis dahin geschafft hat, kann ohne Masken, Projektionen und Täuschungen von wahrer Liebe sprechen. Man kennt nicht nur die Stärken und Schwächen sondern weiß auch damit umzugehen. Es wurden bereits viele Höhen und Tiefen durchlebt. Vieles hat zusammengeschweißt. Häufig werden zusammen Projekte angegangen oder man findet neue gemeinsame Ziele. Die Gefühle der Liebe für den Partner werden in neuen, schöneren Farben erlebt. Man fühlt sich wohl. Beim Partner fühlt man sich zu Hause.
Leider wird diese fünfte und letzte Phase der Liebe heute immer seltener erreicht, weil viele Beziehungen in den ersten drei Phasen scheitern. Es fehlt ihnen an Verständnis und Akzeptanz, und an Durchhaltevermögen.
Manchmal passt man einfach nicht zusammen
Natürlich darf man, wie gesagt, nicht die andere Seite der Medaille vergessen. Manche Liebespartner harmonieren nicht miteinander. Man kann viele Jahre oder gar Jahrzehnte ein Paar sein, ohne, dass es je passen wird. Manche Menschen treffen bewusst die Entscheidung für eine Beziehung ohne Gefühle der Liebe. Beispielsweise um nicht mehr allein sein zu müssen oder endlich einen Partner gefunden zu haben und Kinder zu bekommen. Oder um finanziell unabhängig zu sein. Die Frage ist nur, macht das auf Dauer glücklich?
Sie sehen, es ist nicht immer einfach eine Beziehung aufrechtzuerhalten.
Falls Sie dabei Hilfe benötigen, stehe ich Ihnen gern zu Seite!